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24 Tipps für bessere Webtexte
Regine Hoffmeister
Februar 2020
Regine Hoffmeister
Februar 2020
„Content is King“ schallt es seit einer gefühlten Ewigkeit aus den Agenturen. Doch insgeheim gilt König Content als seniler älterer Herr, wichtig zwar, aber nicht so ganz ernst zu nehmen. Nach ihm wird erst gefragt, wenn alles andere beim Webprojekt längst feststeht.
Kaum etwas macht mir als Texterin weniger Spaß, als fertig platzierte Blindtext-Blöcke mit gehaltvollem Inhalt zu füllen. Klar, funktioniert das. Ein Zeitungsjournalist muss ja auch auf Zeile schreiben können. Aber Genialität könnt ihr da einfach nicht erwarten.
Etwas freundlicher formuliert: Alle Seiten profitieren davon, wenn ihr euch gleich am Anfang alle zusammen an einen Tisch setzt. Programmierer, Designer, Konzeptioner, Projektmanager, Texter, Illustratoren, SEO-Experten und alle anderen Spezis. Wer weiß? Vielleicht gibt es ja die eine geniale Überschriften-Idee, den superoriginellen Claim oder richtig coole Blog-Themen, die den roten Faden für alle vorgeben.
Wie wir Texter darauf kommen? Ich verrate euch mal einige Tricks.
Zielgruppe anvisieren
#01 Immer an die Leser denken.
Von Helmut Markwort mag man denken, was man will, aber der Spruch war gut. Was beschäftigt die Menschen, die sich potenziell für euch und euer Angebot interessieren? Wie könnt ihr sie bei der Lösung eines Problems unterstützen? Euer Text muss von Nutzen sein, und sei es nur der der Unterhaltung.
#02 Verschiedene Sprachen sprechen
Die Rede ist hier nicht von Fremdsprachen (obwohl das auch eine tolle Sache ist), sondern von den verschiedenen Sprachstilen und der Tonalität, die ihr einem Text geben könnt. Will eure Zielgruppe geduzt oder gesiezt werden? Sind es Experten oder Laien? Erfahrene Texter treffen (und halten) für jeden Leser den richtigen Ton.
#03 Die richtige Form finden
Wie bringe ich es nur rüber? Haben meine Leser Zeit und Muße für eine längere Story oder suchen sie eine knappe Anleitung für ein handfestes Problem? Interviews, Erklärvideos, How-to-Artikel, Comics, Tests oder Erfahrungsberichte – es gibt da eine ganze Menge Möglichkeiten, mit viel oder wenig Text.
Lang ohne Langeweile
#04 Viele Wörter sind nicht besser.
Was ist die perfekte Textlänge, um bei Google gute Ergebnisse zu erzielen? Die Meinungen von Textern und SEO-Experten gehen weit auseinander. Das WordPress SEO-Plugin Yoast empfiehlt mindestens 300 Wörter pro Artikel. Seiten mit durchschnittlich 1890 Wörtern sollen bei Google am besten performen. Dabei wird allerdings die gesamte Website gemessen, nicht nur die Netto-Wortzahl des jeweiligen Artikels. In Sozialen Medien wie Facebook schneiden Webtexte ab 2500 Wörtern besonders gut ab. Letztlich ist es wie auch sonst im Leben: Die Länge ist nicht das Entscheidende. Wichtig sind relevante, einzigartige, gefragte Inhalte. Das merkt dann auch Google.
#05 Aufmerksamkeit müsst ihr euch verdienen.
Soziale Medien haben den vergangenen Jahren die kollektive Aufmerksamkeitsspanne stark verkürzt. Die nächste interessante Nachricht ist nur ein Ping, einen Daumenwisch weit entfernt. Deshalb müsst ihr eure Leser aufspüren, packen und fesseln so lang es eben geht, z.B. durch starke Überschriften, einzigartige Fakten, gutes Storytelling. Und indem ihr zur rechten Zeit am rechten Ort auftaucht.
#06 Gute SEO-Texte gibt es nicht.
Bis vor wenigen Jahren gab es den Trend, Webtexte so lange auf Suchmaschinenoptimierung (SEO) zu tunen, bis weitgehend sinnfreie Wortwüsten entstanden, die ständig bestimmte Keywords wiederholten. Glücklicherweise erkennt Google diese „SEO-Texte“ heute als minderwertigen Content und berücksichtigt sie nicht fürs Ranking. Auf der Gewinnerseite stehen die Webtexte, die auch gern noch echten Menschen gelesen werden: Texte mit interessanten, einzigartigen Inhalten, flüssig geschrieben, mal kurz, mal lang – eben so wie das Thema es verlangt.
Als ich diese Überschrift las, musste ich weinen.
#07 Enttäuschte Leser kommen nicht zurück.
Na, habt ihr den letzten Absatz oben auch übersprungen, um hier weiterzulesen? Da seid ihr nicht die einzigen. Fast jeder ist schon einmal auf solche Clickbait-Überschriften reingefallen. Emotional aufgeladene Titel, die Dringlichkeit suggerieren. Was folgt ist fast immer eine herbe Enttäuschung, eine banale Geschichte, viel Lärm um nichts. Wer seine Leser so in die Irre führt, bekommt vielleicht kurzfristig eine Menge Klicks, dauerhaft verspielt er aber Vertrauen und Glaubwürdigkeit. Kurz gesagt: Neugierde wecken ist okay, aber dann müsst ihr auch liefern.
#08 Kommt auf die Liste.
„Mit diesen 7 Tricks wirken Männer sofort attraktiver“, „25 Tipps für mehr Schlagfertigkeit“ – solche Artikel würdet ihr anklicken, oder? Zumindest, wenn ihr Männer auf Partnersuche seid oder mit Wortwitz überzeugen wollt. Zahlen und Listen deuten Überschaubarkeit an. Wir haben das Gefühl, besser abschätzen zu können, wie lange wir für das Lesen eines solchen Artikels brauchen. Ungerade Zahlen kommen dabei übrigens besser an als gerade. Leider ist mir für diese Liste (noch) kein 25. Tipp eingefallen.
#09 Warum soll ich hier weiterlesen?
Blumige oder hintersinnige Überschriften sind etwas für Feuilletonisten oder Romanautoren. Headlines für Webtexte machen am besten gleich klar, worum es im Folgenden gehen wird. Das weiß nicht nur Google zu schätzen. Fragen oder Aufforderungen eigenen sich besonders gut, um den Leser abzuholen und zum Weiterlesen zu motivieren. „Fangt jetzt an, bessere Webtexte zu schreiben“ setzt eindeutig mehr in Gang als „Wie ihr bessere Webtexte schreibt“. Der Leser fühlt sich angesprochen und als Teil einer Konversation.
Die ersten Sätze sind entscheidend.
#10 Im Teaser geht’s zur Sache.
Teaser-Texte sind keine Erfindung von Facebook & Co., auch wenn die Sozialen Medien hier gern als Beispiele herangezogen werden. Jeder Zeitungsartikel, jeder Magazinbeitrag beginnt mit einem kurzen Vorspann, der wichtige Informationen (W-Fragen) vermittelt und neugierig auf den Rest des Webtextes macht. Das schafft ihr unter anderem, indem ihr Fragen einbaut oder den Leser direkt ansprecht.
#11 Aber nicht gleich alle Geheimnisse verraten.
Mit Cliffhangern arbeiten nicht nur eure Lieblingsserien sehr erfolgreich. Solange es nicht in Clickbait ausartet, dürft ihr in euren Teasertexten ruhig Spannung erzeugen und dem Leser Rätsel aufgeben. Auch Provokationen sind von Fall zu Fall erlaubt. Entscheidend ist, gerade nur so viel zu verraten, dass der Leser auf den „Weiter“-Button klickt.
Lebendig schreiben – aber wie?
#12 Das ist persönlich gemeint!
Eure Leser beißen nicht. Sprecht sie an, stellt ihnen Fragen und berichtet persönlich aus der Ich- oder Wir-Perspektive, was euch gerade auf den Nägeln brennt. Das bringt Sympathien und bezieht eure Leser mit ein.
#13 So einfach und kurz wie möglich.
Es ist ein Irrtum zu glauben, dass möglichst komplizierte Sätze mit vielen Einschüben, gespickt mit Fremdwörtern, einen besonders intelligent wirken lassen. In den allermeisten Fällen langweilen diese Art von Texten einfach nur. Die viel größere Herausforderungen ist es in meinen Augen, komplexe Sachverhalte so einfach und kurz wie möglich zu erklären, zum Beispiel durch anschauliche Vergleiche und eine bildhafte Sprache.
#14 Gute Texte müssen nicht immer korrekt sein.
Viele Webtexte sind heute austauschbar. Ohne Ecken und Kanten. In endlosen Abstimmungsschleifen glattgebügelt und mit spitzer Deutschlehrerfeder korrigiert. Die vermeintlichen Besserwisser missachten dabei die Wirkung verkürzter Sätze, umgangssprachlicher Formulierungen, ungewöhnlicher Adjektive. Sowas bauen Texter nicht ein, weil sie es nicht besser wissen, sondern um ihrem Text Würze, Tempo, Persönlichkeit zu geben. Wer daran keinen Spaß hat, kann ja Deutschlehrer werden.
Layout ist die halbe Miete.
#15 Mit Struktur wird alles leichter.
Web-Leser sind sprunghafte Wesen. Sie scannen einen Text eher als ihn Wort für Wort zu lesen. Eine klare inhaltliche Aufteilung, Zwischenüberschriften, kleine Absätze, eine angenehme Schriftart und -größe, ein großzügiger Zeilenabstand und eine überschaubare Zeilenlänge erleichtern das Lesen enorm.
#16 Illustriert eure Artikel.
Inhaltlich sinnvolle Bilder lockern den Webtext auf und verdeutlichen die im Text dargelegten Sachverhalte. Einzigartige Fotos, Illustrationen, Sketchnotes oder Comics ziehen das Auge magisch an und bleiben sogar länger im Gedächtnis als der Artikel selbst.
#17 Webtexte können mehr.
Im Internet gibt es keine festgelegten Spalten und Bildboxen. Ihr könnt so lang schreiben und so viele Bilder einbauen, wie ihr wollt und das Thema es erfordert. Aber da geht sogar noch mehr! Ihr könnt Infoboxen einbinden, Querverweise in Form von Links, Infografiken, Videos und Animationen, Kommentarbereiche und Timelines. Und nicht zuletzt könnt ihr eure Artikel ständig aktualisieren, sobald es etwas Neues gibt.
Das machen wir mit Links.
#18 Google liebt Querverweise und wir auch.
Eigentlich eine Selbstverständlichkeit: Wenn ihr Studien, Blogartikel, Medienberichte oder ähnliches für eure Artikel nutzt, dann verlinkt sie doch bitte. Das macht euren Artikel nicht nur glaubwürdiger und relevanter, es hilft auch eurem Ranking bei Google. Außerdem ist es einfach nett und ehrlich.
#19 Linktexte mit Aussage.
Google muss den Kontext eurer Links verstehen können, deshalb ist eine aussagekräftige Formulierung des Linktexts hilfreich, also zum Beispiel „Storytelling-Seminar Berlin“ anstelle von „Mehr Informationen hier“.
Schreibe Gutes und rede darüber.
#20 Posten, liken, kommentieren, teilen.
Schnell den Teaser kopieren und ab damit auf Facebook? Damit macht ihr es euch etwas zu einfach. Wenn ihr wollt, dass sich euer Artikel wie ein Lauffeuer in den Sozialen Medien verbreitet, dann gebt euch Mühe mit euren Posts. Also kurze Sätze, einfach und direkt, locker-leicht im Tonfall, abwechslungsreich, mal informativ, mal unterhaltsam und ganz wichtig: Mit einem Call-To-Action am Schluss. Kriegt ihr hin.
#21 0 Kommentare sind schlecht, 4.000 auch.
Die meisten Kunden winken gleich ab, wenn es darum geht, ob auf ihrem Unternehmensblog auch ein Kommentarbereich eingerichtet werden soll. Ganz unrecht haben sie damit nicht. Kontroverse Diskussionen sind zwar super für SEO und zeigen, dass das Unternehmen sich dialogbereit der Öffentlichkeit präsentiert. Das funktioniert aber leider nicht immer. Entweder stehen die Kommentar-Zähler dauerhaft auf Null, weil die Themen des Unternehmens wenig Anlass zum Gespräch bieten oder die Zielgruppe einfach nicht zu Internetkommentaren neigt. Oder aber, schlimmer noch, bildungsferne Menschen mit schlechter Kinderstube ziehen die Diskussion an sich. Das zu moderieren, kann dann zu einem Vollzeitjob werden.
Wie wir arbeiten.
#22 Vier Augen sehen mehr, sechs noch mehr.
Keiner textet für sich allein. Es lohnt sich immer, andere Texter, Fachleute oder auch Laien noch einmal drüberschauen zu lassen, bevor ein Text online geht. Nicht nur was die liebe Rechtschreibung und Grammatik angeht. Womöglich versteht keiner euren ach so genialen Wortwitz, vielleicht ist etwas sachlich falsch, oder es gibt noch eine bessere Formulierung für etwas. Manchmal kann das eine schmerzliche Erfahrung sein, aber am Ende des Prozesses steht immer ein besserer Text als zuvor.
#23 Alter Kram ist kein alter Kram.
Ihr habt anno 2011 mal einen Artikel über Suchmaschinenoptimierung geschrieben und den mit gefragten Keywords versehen. Schön, dann sprudelt Google ihn bei der richtigen Fragen-Kombination vielleicht immer noch auf Seite eins. Wenn ihr mit solchen veralteten Informationen aber nicht mehr in Verbindung gebracht werden möchtet, habt ihr drei Möglichkeiten: Löschen, aktualisieren oder schlicht mit einem Datum versehen (bzw. bei technischen Artikeln einen Warnhinweis unterbringen, dass eure Infos möglicherweise nicht mehr gültig sind).
Outro.
#24 Richtig Schluss machen.
Fast so wichtig wie der Teaser am Anfang ist der Abschluss eures Webtexts. Ein Artikel, der einfach aufhört, hinterlässt einen unvollständigen Eindruck. Was gut in euren Abschluss passt: Eine Zusammenfassung bzw. ein Fazit zu eurem Beitrag, ein Call-To-Action, also zum Beispiel Links auf weiterführende Artikel, ein Verweis auf die eigenen Social-Media-Kanäle, ein Kontakt zu einem direkten Ansprechpartner, die Aufforderung, einen Kommentar zu hinterlassen, o.ä.
Und so machen wir von 2wie20 das jetzt auch:
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